Mosaike der Legitimität
4. Juli 2014
Workshop des Doktorandenkollegs „Europa in der globalisierten Welt“
Akzeptanz und Legitimation jenseits des Nationalstaats
Die wissenschaftliche Beschreibung von Institutionen und ihrem Handeln war durchzogen von idealtypischen Vorstellungen. Die Mängel dieser Herangehensweise werden bereits in einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen verhandelt. An diese Kritik knüpft der Workshop „Mosaike der Legitimität“ an und möchte den Zusammenhang von normativer Legitimation und faktischer Akzeptanz bei der Generierung von Legitimität aus einer interdisziplinären Perspektive betrachten.
Nach jenen idealtypischen Vorstellungen ist das Handeln von Akteuren in einem gesellschaftlichen Bezugsrahmen einem eindeutigen Bewertungssystem unterworfen. Auf vertragstheoretischer Grundlage wird der Staat innerhalb seines Territoriums als jene höchste Gewalt gesehen, die allein über die Berechtigung verfügt, Gesetze zu erlassen und durchzusetzen. Die Kompetenz der UNESCO, als höchste Instanz zum Schutz des weltweiten kulturellen Erbes tätig zu werden, beruht auf einem ähnlichen Mechanismus, nämlich der Zustimmung der Mitgliedstaaten zu ihrer Verfassung. In beiden Fällen wird das Agieren der Institution nach ihrem jeweiligen Bezugsrahmen bewertet. Ihre Aktionen können Legitimität beanspruchen, wenn sie nach ihrem spezifischen Regelsystem, zum Beispiel gemäß ihrer Verfassungen, handeln.
Doch schon in dem geschlossenen Kontext solcher Institutionen zeigt sich ein Mangel dieses Modells, da selbst ein nach legitimen Verfahren innerhalb eines Bezugsrahmens entstandener Output nicht zwangsläufig Akzeptanz generiert, wie etwa schon das profane Beispiel von Steuerhöhungen zeigt. Kommt es zu Interaktionen von Akteuren, welche die Grenze eines Referenzrahmens überschreiten, ist auch schon die Inanspruchnahme von Legitimität nach diesem einheitlichen Modell nicht mehr möglich. Gerade in dem Moment, in dem die Grundlage von Legitimität in Frage gestellt ist, könnte die dennoch bestehende Akzeptanz durch die von der Handlung Betroffenen eine entscheidende Rolle spielen.
In diesem Sinne stellt der interdisziplinäre Workshop „Mosaike der Legitimität“ die Frage, in welchem konkreten Verhältnis normative Legitimation zur faktischen Akzeptanz steht. Dabei wirkt es, als ob die Elemente der beiden Prozesse eng miteinander verschränkt sind und nur bestimmte Konfigurationen in der Lage sind, Legitimität zu erzeugen - ähnlich einem Mosaik, dessen Gesamtbild sich nur aus der Summe seiner Steine ergibt.
Welche Steine müssen also für einen wirksamen Anspruch auf Legitimität gegeben sein? Welche sind die bestimmenden Faktoren für die Durchsetzung und den Fortbestand dieser Ansprüche über längere Zeitperioden? Ist eher der Output von Handlungen oder die Einhaltung gewisser Verfahren ausschlaggebend oder gibt es womöglich verschiedene pfadabhängige Modelle für die Generierung von Legitimität?
Diese Fragen sollen anhand unterschiedlicher Aspekte der Problematik in drei Sektionen näher beleuchtet werden. Dabei wird Legitimität innerhalb der Themenkomplexe kulturelles Erbe, Interventionen in fremden Territorien und Substituierbarkeit demokratischer Legitimation jeweils in einem internationalen Kontext diskutiert.
Ausführlicher Inhalt und Ablaufplan s. u.
Fr–Sa, 4.–5. Juli 2014
Fr: Freiräume Konstanz (vor der Halde 5, 78462 Konstanz)
Sa: Kulturwissenschaftliches Kolleg Konstanz (Bischofsvilla, Otto-Adam-Str. 5, Konstanz)
Kontakt
Wolfgang Egner wolfgang.egner[at]uni-konstanz.de
- Dateien:
Abstract_Workshop_Mosaike.pdf105 Ki
- Links:
- Tagungsbericht: hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5495